Das bestimmende Thema des Stücks: die Einzigartigkeit jedes Individuums. Denn ihre vermeintlichen Defizite haben die TänzerInnen längst als Teil von sich angenommen. Vielmehr umarmen sie ihr Dasein und sind vereint in großer Leidenschaft zum Tanz. Deutlich spürbar, entlädt sich diese Liebe in einer bunten Mischung zahlreicher Tanzstile. Dies geschieht virtuos parallel, wie etwa Flamenco zu afrikanischen Trommelrhythmen. Auch hier verschieben sich Grenzen und werden Stereotype überwunden - ganz frei nach Montalvo: Jeder Körper, der tanzt, ist wunderschön. Dabei darf auch ein Zitat der großen Choreographin Pina Bausch nicht fehlen: „Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren“. Denn gerade sie war ja bekannt für die Arbeit mit Menschen, die nicht unbedingt dem gängigen Stereotyp von TänzerInnen entsprachen.
Montalvo setzt der bunten Lebensfreude aber mehrfach ein jähes Ende. Ein Gefühl von Beklemmung macht sich breit, als das Verschwinden des letzten Elefanten in der Nähe eines kleinen Dorfs in einem afrikanischen Land thematisiert wird. Dabei sind mahnende Videoinstallationen von Tieren inmitten zerstörter Natur zu sehen, die in Papierschiffchen mit der Aufschrift „Alles ist Scheiße, also seien wir glücklich!“ sitzen.
Zu eindringlich ist dabei die Botschaft vom Menschen als vermeintlichem Zentrum der Welt, der mit seinem Hang zur Nabelschau, die schleichende Zerstörung der Umwelt in Kauf nimmt. So wohltuend die fröhliche, eindrucksvolle tänzerische Darbietung gerade in diesen schwierigen Zeiten ist, so verliert „Gloria“ dennoch die drängenden Themen der Gegenwart nicht aus dem Blick.