Das jiddische Wort „klezmer“ setzt sich aus den althebräischen Wörtern „kle“ und „zemer“ zusammen. „Kle“ bedeutet etwa Gefäß, Werkzeug, Instrument oder Musikinstrument. „Zemer“ heißt so viel wie Stimme, Lied, Gesang. Wörtlich übersetzt heißt Klezmer also „Instrument des Gesangs“ oder „Gefäß des Gesangs“. Die aus dem aschkenasischen Judentum stammende Volksmusiktradition geht zurück ins im 15. Jahrhundert, enwickelt und verändert sich aber bis heute. Das klassische Repertoire umfasst hauptsächlich Begleitmusik zu Hochzeiten und anderen hohen Festlichkeiten. Erst seit der Neuentdeckung dieser vorwiegend instrumentalen Musik in den USA der 1970er bezeichnet Klezmer eine musikalische Stilrichtung. Heute geht man sogar oft soweit, einen Großteil der jiddischen Musik als Klezmer zu deklarieren.
"Der Schlüssel zum Verständnis des Wesens und der Funktion der Klezmer-Musik liegt in der Bedeutung der Hochzeit bei den aschkenasischen Juden: Bei dieser existenziellen Begegnung von Mann und Frau, dem männlichen und dem weiblichen Prinzip, vollzieht sich unter den Klängen der Klezmorim das Drama von Trennung und Vereinigung, Tod und Wiedergeburt." (Rita Ottens, Joel Rubin: Jüdische Musiktraditionen, 2001).
Im Klezmer verschmilzt der Musiker mit seinem Instrument und drückt über dieses seine „innere Stimme“ aus, verwendet es als Ausdrucks- und Kommunikationsmittel. Stilistisch orientieren sich die Melodielinien am emotionalen Ausdruck der menschlichen Stimme. Wenn man so will ist Klezmer ein instrumentales Singen. Es gibt „Schluchzen“(krekhts) und eine Art Triller (dreydlekh).
Als die Juden in Osteuropa zu Hunderttausenden in die USA auswanderten, verbreitete sich die Klezmerkultur weltweit. Doch der traditionelle Klezmer fand keinen besonderen Anklang und verlor zunehmend an Popularität. Nichts desto trotz beeinflusste er viele jüdische Komponisten der Kunstmusik, wie George Gershwin, Aaron Copland oder Leonard Bernstein. Aber auch andere Komponisten wie Dmitri Schostakowitsch ließen sich durch Stil und Melodien inspirieren.
Der „moderne“ Klezmer resultiert aus der alten Volksmusik, die durch den Kontakt mit klassischer Musik, europäischem Theater, Salonmusik, amerikanischem Ragtime, Jazz und gerade populärer Musik weiterentwickelt wurde. In den USA wird Klezmer zu einem überwiegenden Teil von jüdischen Musikern für jüdisches Publikum gespielt. In Europa hingegen, sind sowohl Musiker als auch Zuhörer mehrheitlich nicht-jüdisch – Klezmer wird als Stilrichtung der Weltmusik verstanden.
Die Klezmermusik ist heute sehr vielfältig: von Ensembles, die sich an der Aufführungspraxis des 19. Jahrhunderts orientieren bis hin zu Ensembles, die neue Richtungen wie Jazz, Pop oder Rock einfließen lassen.