Monaco calling

Besuch bei Jean-Christophe Maillot

Die Begrüßung könnte kaum herzlicher sein, der Empfang kaum freundschaftlicher: Jean-Christophe Maillot, langjähriger Direktor der Ballets de Monte-Carlo, empfängt uns mit offenen Armen in den top ausgestatteten Studios seiner Compagnie. Nur einen Steinwurf von der monegassischen Grenze entfernt im französischen Beausoleil gelegen, erhalten wir Einblicke in den laufenden Probenbetrieb des weltweit erfolgreichen Ensembles und dürfen die Werkstätten besuchen, in denen u.a. fantasievolle Kostüme und Bühnenelemente hergestellt werden.

© Alice Blangero

Allgegenwärtig im Gespräch mit Maillot ist Prinzessin Caroline von Monaco. Kein Wunder: war sie es doch, die das Ensemble in den Achtzigerjahren ins Leben gerufen hat… oder ihm wohl eher neues Leben eingehaucht hat. Denn die Anfänge reichen bis in das beginnende 20. Jahrhundert zurück, als der legendäre russische Impresario Sergej Djagilew mit seinen wegweisenden Ballets Russes auch an der Côte d’Azur wirkte. Nach Djagilews Tod 1929 versuchte das Fürstentum die Tradition mit der Gründung der Ballets Russes de Monte-Carlo weiterzuführen, was mit einigen Turbulenzen und Unterbrechungen bis 1963 auch gelang. Nach mehrjährigem Dornröschenschlaf wurde, auf Geheiß von Prinzessin Caroline, der Ballettbetrieb in Form der heutigen Ballets de Monte-Carlo im Jahr 1985 wieder aufgenommen. Die fortwährende (auch finanzielle) Unterstützung sowie das große  Engagement der Prinzessin sind maßgebliche Faktoren für den internationalen Erfolg der Compagnie – „sie hat immer an diese Sache geglaubt“ zeigt sich Maillot dankbar. Der ehemalige Tänzer wurde 1993 von Prinzessin Caroline zum künstlerischen Leiter berufen, recht „unvermittelt“ wie er uns erzählt: „Ich war 21, als ein Unfall alle meine Träume einer Tänzerkarriere zerstörte. Ich habe mich daher auf das Choreografieren konzentriert und war offenbar zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Denn ich durfte 1993 als Choreograf für einen Kollegen in Monaco einspringen und wurde danach sofort engagiert. Gemeinsam mit Prinzessin Caroline haben wir die Ballets de Monte-Carlo auf neue Beine gestellt, was sich auch international bewährt hat.“ Mit der Bestellung Maillots zum Ballettdirektor erlebte das aus 50 TänzerInnen bestehende Ensemble einen Aufschwung. Das knapp 60-jährige Energiebündel zeichnet seit seinem Antritt für 40 Ballettkreationen verantwortlich, von denen eine Vielzahl für internationales Aufsehen sorgte und der Compagnie weltweites Renommee einbrachte.

Maillot, der als Ballettdirektor in Monaco sein „persönliches Märchen“ lebt, glaubt auch selbst an Märchen und lacht: „Daher kommen wir auch mit ‚Cinderella‘ nach St. Pölten.“ Mit seiner ästhetischen Aschenputtel-Interpretation eröffnet Maillot, der sehr gerne auch persönlich bei den beiden Aufführungen anwesend sein möchte, die 23. Festspielhaus-Saison. Passend zu den visuellen Höhenflügen sorgt das Tonkünstler-Orchester für den dazugehörigen Ohrenschmaus: Maestro Igor Dronov entführt in Sergej Prokofjews märchenhafte Klangwelten und garantiert einen rundum zauberhaften Auftakt in die neue Spielzeit.

05 NOV 2019  Les Ballets de Monte-Carlo . Jean-Christophe Maillot: Cinderella

06 NOV 2019  Les Ballets de Monte-Carlo . Jean-Christophe Maillot: Cinderella

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