Der Tanzboden glüht noch nicht und Tänzerinnen und Tänzer fiebern ihrem Auftritt im Festspielhaus noch nicht entgegen – Zeit genug um einem unserer Koproduktionspartner, dem Londoner Tanztempel Sadler’s Wells, einen kurzen Besuch abzustatten und nach dem Rechten zu sehen. Wenn wir als Festspielhaus mal ausnahmsweise nicht selbst Ort aktiver Kreation sind und sich bei uns back- und onstage keine Künstlermassen tummeln, leisten wir beispielsweise als Koproduktionshaus für internationale Compagnien Beiträge, die deren wundervolle Kreationen, teilweise aber durchaus auch deren Überleben sichern. Aktuell sind wir sogar, u. a. mit dem New York City Center, stolzer Geburtshelfer einer brandneuen, vielversprechenden Compagnie. Durch unsere finanzielle Mit-Beteiligung konnte der kubanische Tanz-Superstar Carlos Acosta seinen Traum wahr werden lassen und nach 17 Jahren als Solist des Londoner Royal Ballet seine eigene Compagnie Acosta Danza gründen. Bei der Weltpremiere des Abends „Debut“ in London durfte da natürlich das Festspielhaus nicht fehlen – unsere Künstlerische Leiterin Brigitte Fürle drückte vor Ort im Publikum die Daumen – und ist nicht enttäuscht worden.
Die erste Choreografie des Abends stammt von Justin Peck und ist, man könnte fast meinen, eine Reminiszenz an den jungen Carlos Acosta. Die neoklassische Choreografie „Belles Lettres“ stellt mit Luis Valle einen nicht nur optisch an den jungen Acosta erinnernden Tänzer ins Zentrum. Auch hinsichtlich seiner Virtuosität muss sich der junge Kubaner nicht hinter seinem Vorbild verstecken.
Der belgische Star-Choreograf Sidi Larbi Cherkaoui beeindruckt mit seiner Kreation „Mermaid“, in der Carlos Acosta höchstpersönlich ein gefühlsvolles Duett mit seiner wunderbaren Partnerin Marta Ortega tanzt – die zweite Choreografie des Abends nimmt somit Abschied von der Neoklassik und verschreibt sich dem zeitgenössischen Tanz. Adrenalin und Nervenkitzel dominieren bei „Twelve“ – einer Choreografie von Jorge Crecis. Die Tänzerinnen und Tänzer beweisen atemberaubende Flaschen-Akrobatik… mehr soll an dieser Stelle nicht verraten sein. Nach einer Pause beschließt Goyo Montero den Abend mit seiner träumerischen Choreografie „Imponderable“.
Das hochmotivierte Ensemble hat unter der Leitung von Carlos Acosta ein im wahrsten Sinne des Wortes bezauberndes Debut geliefert. Auf der anschließenden Premierenfeier gratulierte Brigitte Fürle den virtuosen Tänzerinnen und Tänzern natürlich persönlich. Die Österreich-Premiere hier im Festspielhaus am 07. Oktober erwarten wir mit stolzer Vorfreude. VIVA la compañía Acosta Danza!
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Fotos © Johann Persson
Text: Andreas Prieling