Was für eine Wucht – das sind meine Gedanken jedes Mal wenn ich Beethoven 5 höre. Was sind Ihre?
Geniehafte Musik. Mit nur 4 Tönen komponierte Beethoven Musik für die Ewigkeit.
Beethoven war für die Gattung „Symphonie“ wie ...
... ein Revolutionär, der die Form der klassischen Symphonie fast gesprengt, das Tor zur Romantik (z.B. mit der Pastorale) aufgestoßen, und außerdem den Chor in die Symphonie (9.) integriert hat.
Was würden Sie Beethoven fragen, stünde er in dieser Sekunde vor Ihnen?
„Was sind Ihre außermusikalischen Ideen zu Ihren Kompositionen?“ Und meine zweite Frage wäre: „Warum haben Sie kein Flötenkonzert geschrieben?“
Ihre drei großen Gestirne am Klassik-Himmel sind?
Bach, Haydn, Mozart, Beethoven, Rossini, Schubert, Puccini, Mahler, Strawinsky, Schostakowitsch ... Sie sehen, es ist unmöglich eine/n MusikerIn nach „nur“ drei Gestirnen zu fragen. ;-)
Wie unterscheidet sich der Klang im Wiener Musikverein Ihrer Meinung nach von dem im Festspielhaus?
Der Musikverein bietet den besten Gesamtklang für ein Orchester. Er lässt den Vorzügen eines jeden Instruments Raum und dadurch ergibt sich der ideale Zusammenklang. Das Festspielhaus fördert das gute Zusammenspiel und das präzise aufeinander Hören.
Welche Persönlichkeit aus Kunst, Kultur, Politik oder Wirtschaft würden Sie gerne treffen oder, falls bereits verstorben, hätten Sie gerne kennengelernt?
Mahatma Gandhi – der Menschlichkeit wegen.
Was ist Ihr größter Traum?
Das bleibt mein Geheimnis! ;-)
Ihr Tonkünstler-Kollege Ernö Rácz meinte, wäre sein Kontrabass eine kulinarische Spezialität, wäre er wohl eine Stelze mit Bratkartoffeln – wie schaut es da Ihrer Meinung nach mit der Flöte aus?
Die Flöte wäre ganz klar ein Tiramisu (ital. tirami su, wörtlich übersetzt „zieh mich hoch“)! Wenn ich davon esse, „zieht es mich sofort nach oben“, dann wechsle ich von der Flöte auf die Piccoloflöte, und in den höchsten Lagen bin ich nicht mehr einzuholen! ;-)
Was fasziniert Sie an Ihrem Instrument?
Vieles, aber am allermeisten der Klang. Das hat mich von Kind an fasziniert und war auch der Grund, warum ich unbedingt das Flötenspiel erlernen wollte. Ich liebe den weichen, runden, kernigen Klang und auch die Möglichkeit, aus einer breiten Klangfarbenpalette schöpfen zu können. Der Flötenklang im Orchester ist wie ein Pinsel, der in der Luft kreist. Optisch und klanglich ist die Flöte für mich vollkommene Ästhetik.
Wie ist die Arbeit mit Chefdirigent Yutaka Sado?
Yutaka Sado ist ein Musiker mit großem Herz, der die Atmosphäre des Notentextes immer gut trifft. Dementsprechend ist auch die Arbeit mit ihm: stets im angenehmen Ambiente und gegenseitigen Respekt. Unser Maestro war/ist ja auch Flötist, und so war es wirklich lustig, als wir bei der Abschlussfeier auf unserer letzten Japan-Tournee mit Yutaka Sado im Flötenquartett gemeinsam „Salut d’amour“ von Elgar spielten.
Am 25/3 stehen zwei Werke der Wiener Klassik am Programm: Beethoven 5 und Joseph Haydns 86. Symphonie. Was macht für Sie den Klang der Wiener Klassik aus?
Höchste Reinheit und Weichheit im Klang, getragen von Schlichtheit.
Was war bis jetzt die größte Errungenschaft in Ihrem Leben?
Für ca. 5 Sekunden „Bond-Girl“ gewesen zu sein! ;-) Bei einer Konzertreise nach Gstaad (CH) war das Orchester zufällig im selben Hotel eingecheckt wie „Mr. Bond“. Tatsächlich hat es sich dann zufällig ergeben, Sir Sean Connery in der Lobby anzutreffen, und so entstand ein schönes Foto! Spaß beiseite: Die größte Errungenschaft – lieber bezeichne ich es als größtes Glück – in meinem Leben war, meinen Mann kennenzulernen!
Im Flugzeug ist die Zahl „13“ bei der Sitzreihen-Nummerierung bekanntlich inexistent. Ich frage jetzt – bei der 13. Frage dieses Word-Raps – doch noch einmal genauer nach: Sind Sie abergläubisch?
Nein. Ich glaube lieber, als „aber zu glauben“. Ich glaube an den Zufall, und noch mehr glaube ich an das Schicksal.
mo 25/03 Angela Hewitt . Yutaka Sado . Tonkünstler: Beethoven 5
Text: Andreas Prieling und Birgit Fluch-Latini
Foto © Nancy Horowitz