Tanzkritik

Das Streben nach Ganzheit – Unabhängigkeit versus Verschmelzen

„Tournament“ ist ein choreografischer Versuch, Musik und Tanz als eine einzige Kunstform darzustellen.

Der Choreograf Adam Linder und der Komponist Ethan Braun haben mit fünf Tänzern (3 Männer, 2 Frauen) und fünf Musikern (2 Cellisten und 3 Violinisten) auf brillante Weise einen Rivalitätsprozess zwischen den beiden unterschiedlichen Kunstformen auf der Bühne inszeniert. Beim Betreten des Großen Saals werden die Zuschauer mit dem typischen zeitgenössischen Bühnenbild mit offenem Vorhang empfangen (Gähnen). Die Kulisse ist spärlich, eine große weiße, fünfstufige Pyramide ziert die Bühnenmitte – eine moderne Interpretation der Sitzreihen in einer historischen Gladiatorenarena.

Das Tanzstück beginnt ohne Musik, mit einem Tänzer, der in der rechten Ecke hinter der Bühne unauffällig Blumenarrangements bindet. Langsam betreten die Musiker nacheinander die Bühne und nehmen ihre Positionen auf der Pyramide ein. Die Tänzer folgen, und die Bühne ist bereit für das Spektakel des Konflikts zwischen Musik und Tanz. Jeder Tänzer, der auf einem Hocker – den Musikern zugewandt – steht, bewegt sich zur Musik und nimmt dabei eine andere Position ein, deren Haltung jeweils an die eines Bodybuilders erinnert.

Die Musik ist farblos laut, oft wiederholend und atonal. In ihrem Bestreben, ihre Bedeutung als Kunstform im Verhältnis zum Tanz zu demonstrieren, scheinen die Musiker ihre Instrumente mit gewaltsamem Einsatz der Bögen beinahe zu zersägen. Das unerwartete Hundebellen inmitten der Musik deutet auf den Versuch hin, die Unabhängigkeit der Musik vom Tanz zu demonstrieren. Die Tänzer kontern jedoch, indem sie den Musikern die Bögen wegnehmen.

Linders Choreografie ist kreativ und vereint Elemente verschiedenster Tanzformen, sogar der Slapstick-Komödie. Die Bewegungen der Tänzer sind überwiegend kraftvoll, aggressiv, oft ungelenk, manchmal hässlich und fließend. Sie interpretieren die Musik hervorragend.

Die Musik wäre ohne den Tanz schwer zu genießen und umgekehrt. Daher kann Linders Bestreben, Musik und Tanz zu einer Einheit zu verschmelzen, in diesem Stück als gelungen gelten, da keines von beiden ohne das andere bestehen könnte. Ob „Tournament“ insgesamt sehenswert ist, darüber lässt sich streiten/diskutieren.

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