Die Sonne ist nicht nur ein Himmelskörper

Doris Uhlich stellt die Sonne als Lebensspender, aber auch als lebensvernichtenden Stern in unserem Planetensystem in ihrem aktuellen Programm „Sonne“ dar. Dabei bespielt sie das Thema Klimakrise mit Metaphern, um auf die von Menschen verursachten Veränderungen hinzuweisen. Die Choreografin und Tänzerin nähert sich in der im Festspielhaus St. Pölten uraufgeführten Performance der Sonne, indem sie Eruptionen, Massenausbrüche, Plasmastöße und Plasmaloops mit körperlichen, zuckenden Bewegungen darstellt. 

Songs, Lichttechnik und Nebelmaschine machen das karge Bühnenbild von Juliette Collas zu einer unwiderruflichen, dystopischen Bedrohung. Eine Vielzahl roter Strahler symbolisiert die Kraft und Dynamik der Sonne und durchbricht die dunkle Szenerie. Dabei geht es nicht nur darum, wie die Sonne unser Leben verändert, vielmehr ist die Umkehr der Blickrichtung Thema, um zu erkennen welche Verantwortung wir Menschen tragen. 

Die von Menschen verursachten Klimaveränderungen sind auch in den Texten und in den Songs wiederzufinden und werfen Fragen auf, wie sich die Sonne fühlen könnte, wenn SIE den Blick auf uns hätte. So heißt es beispielsweise im „Heat Song“: „You people on earth, you call me aggressive? What the fuck is going on over there?“ 

Langfristige Veränderungen der Temperatur, des Niederschlages und der Meeresströmungen bringt Uhlich in Verbindung mit den Erfahrungen und den persönlichen Eindrücken aus ihrer eigenen Kindheit. Repräsentiert durch Romy Nagl, einem 11-jährigen Kind, erfährt die Performance einen zusätzlichen aktuellen Aspekt zu den nachfolgenden Generationen, die mit den Klimaveränderungen laufend konfrontiert sind. Die Konsequenzen des Klimawandels werden dadurch noch intensiver spürbar. Die Vielfältigkeit von Doris Uhlichs Performance sowie das Spiel  der hervorragenden Romy Nagy ergeben einen nachhaltigen Abend der Extraklasse.