Tanzkritik

Klassentreffen!

„Kontakthof – Echoes of ’78“ ist wie ein Klassentreffen nach 47 Jahren: Viele sind noch dabei, einige wenige nicht mehr – und irgendwann tritt man selbst ab.

Das Interesse an „Kontakthof - Echoes of ’78“ von Pina Bausch und Meryl Tankard war beim Publikum schon im Vorfeld groß, die Erwartungen entsprechend hoch. Ein früheres Stück, das in ein neues Medium übertragen und mit den heutigen Darsteller:innen zusammengeführt wird – keine Ahnung zunächst, wie das umgesetzt werden soll.

Das Bühnensetting ist offen: Zu sehen ist ein Tanzsaal mit Stühlen entlang der Wände, dahinter eine Bühne mit Vorhang und ein Seiteneingang. Erste Gedanken kommen auf – da könnte eine Leinwand dahinter sein, auf der das Medium Film erscheint. Doch nichts dergleichen: Erst nach der Pause wird die Hinterbühne tatsächlich als Leinwand genutzt.

Die in die Jahre gekommenen Darsteller:innen des Tanztheater Wuppertal betreten die Bühne, setzen sich auf die Stühle. Einige bleiben leer. Die Musik von Anton Karas, „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, und anderen Interpreten aus den 40er- und 50er-Jahren berührt. Sie löst Emotionen an Vergangenes aus. Die Tänze werden mittels Projektionen der ersten Aufführung gespiegelt. Hier schließen sich die Lücken zu den heute leeren Plätzen.

Fragen nach Nähe, Macht, Verletzlichkeit und Intimität tun sich in der Darstellung auf und werden nach und nach tänzerisch verarbeitet.

Nach der Pause stellen sich die Tänzer:innen in kurzer Form – humorvoll und doch mit ergreifendem Ernst – vor und erwähnen beiläufig ihr Alter. Die Reizüberflutung ist groß: Das diffuse Licht, die Videoszenen, die Tanzszenen im Halbdunkel und die schmeichelnde Musik überwältigen. Die Augenlider des Publikums senken sich, die Konzentration richtet sich nur noch auf die Musik. Mit geschlossenen Augen wird ihr gelauscht, um sich kurz zu erholen. Mehr ist für den Betrachter kaum zu bewältigen.

Eine großartige Aufführung über zwei Welten: Den Tänzer:innen gelingt es, das Früher – in Form der Projektionen – und das Heute – in Bewegung – wunderbar auf die Bühne zu bringen. Ein Stück, das im Publikum die Erkenntnis weckt, wie wir das Leben leben: als junge Menschen, als gealterte Individuen – und am Ende eben nicht mehr alle.

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