Zwischen Traum und Wirklichkeit
Hofesh Shechters aktuelles Stück „Theatre of Dreams“ ist wie ein intensiver Traum. Die unmittelbare, expressive Körpersprache der Tanzenden bringt sichtbare und verborgene Träumereien auf die Bühne.In „Theatre of Dreams“ widmet sich die Hofesh Shechter Dance Company dem unbewussten Ich. Von der ersten Minute an wird das Publikum in das Geschehen hineingezogen, während sich die 13 Tänzer:innen in einer kraftvollen, synchronen Formensprache durch eine Abfolge explorativer Szenen bewegen. Ein Verwirrspiel in der Dunkelheit der Bühne nimmt seinen Lauf.
Schwarze Vorhänge, die laufend hin- und hergezogen werden und lichtdurchflutete Fenster freigeben, erinnern an Kinoleinwände, die einen Ausschnitt von träumerischen Sequenzen zeigen. Dieses stete Öffnen und Schließen wirkt wie ein Kaleidoskop des Unterbewussten, in dem die Tänzer:innen emotionale Bilder und Stimmungen vermitteln.
Mit unglaublicher Energie und technischer Perfektion bringen sie Ängste und Hoffnungen auf die Bühne. Begleitet wird die Tanztruppe von starken Beats und rockiger Musik einer rot gekleideten Liveband: Eine farbliche Präsenz die gemeinsam mit dem starken weißen Licht eine kontrastreiche Szenerie ergibt. Als Betrachter bleibt kaum Zeit die raschen Abfolgen aufzunehmen, das Staunen über die filmischen, surrealen Szenen bleibt stark im Gedächtnis verhaftet.
Da wirkt es fast beruhigend, wenn plötzlich ein nackter Mann allein auf der Bühne steht. Kurz, aber eindrücklich: Fühlt er sich dem Traum ausgeliefert mit seiner Nacktheit, schämt er sich? Auch die Aufforderung der Tänzer:innen an das Publikum mitzutanzen, bewirkt so etwas wie eine paradoxe Intervention. Das Publikum reagiert mit Begeisterung und tanzt schwungvoll mit. Das kollektive tänzerische Erleben verstärkt die emotionale Bindung zum Stück und eine ausgelassene Stimmung macht sich breit.
Was bleibt? Ein intensiver Abend, möglicherweise auch eine persönliche Auseinandersetzung mit den eigenen Träumen und der Wirklichkeit.