Sidi Larbi Cherkaoui . Ballet du Grand Théâtre de Genève . Eastman
IhsaneÖSTERREICH-PREMIERE
FESTSPIELHAUS-KOPRODUKTION
Beschreibung
„Manchmal ist es gefährlich, sich zu seiner Herkunft zu bekennen (…), und doch, wenn man seinen Stammbaum zurückverfolgt, sieht man, dass wir alle mit einer Vielzahl von Ursprüngen verbunden sind, mit anderen, weit entfernten Orten“, beschreibt Sidi Larbi Cherkaoui die Idee, die ihn zu seinem Stück Vlaemsch (chez moi) führte, mit dem er 2022 im Festspielhaus St. Pölten zu Gast war. Nun kehrt einer der aufregendsten Choreograf:innen der Gegenwart mit dem zweiten Teil dieser Reise in seine Familiengeschichte zurück: Ihsane. Hatte sich Cherkaoui in Vlaemsch mit der flämischen Herkunft seiner Mutter beschäftigt, taucht er in Ihsane in das marokkanische Erbe seines Vaters ein. Der Vater, der seine Heimat verließ und ihr trotzdem zeit seines Lebens verbunden blieb, der Vater, der Cherkaoui mit dem Islam vertraut machte und der starb, als der Choreograf noch ein Jugendlicher war. Diesen Vater, durch den frühen Verlust zu einer Art Phantom geworden, sucht Cherkaoui seitdem, etwa auf einem Friedhof in Tanger, aber eben auch mit Ihsane.
„Ihsane“ bedeutet auf Arabisch Güte und Freundlichkeit, im Islam bezieht es sich auf eine Form der Verbindung mit allem Seienden. In Belgien erinnert man sich beim Vornamen „Ihsane“ aber auch an ein tragisches Ereignis: 2012 wurde ein homosexueller Mann marokkanischer Herkunft mit diesem Namen aus rassistischen und homophoben Motiven brutal ermordet. Sidi Larbi Cherkaoui solidarisiert sich – auch aus seinem Selbstverständnis als queerer und arabischer Künstler – mit ihm: „Ihsane, c’est moi“ (zu Deutsch: „Ihsane, das bin ich“).
Im Zeichen der Gastfreundschaft widmet sich Ihsane als Koproduktion des Ballet du Grand Théâtre de Genève und Cherkaouis Compagnie Eastman intensiv und bildreich den Fragen, die sich aus der Verbindung seiner flämischen und marokkanischen Identität und der Erinnerung an Ihsane ergeben: Wie können multiple Identitäten in ein und demselben Körper zusammenleben? Was passiert mit der Identität, wenn sie bedroht wird? Sidi Larbi Cherkaoui beschwört gemeinsam mit Live-Musik des tunesischen Musikers und Komponisten Jasser Haj Youssef und des stimmgewaltigen, aus der islamischen Vokalkunst kommenden Mohammed el Arabi Serghini eine Welt, die verbindet und nicht trennt und die durch die so immer neu entstehenden Gemeinschaften stetig wächst und sich wandelt.
Eine Koproduktion von Ballet du Grand Théâtre de Genève mit Eastman, Théâtre du Châtelet, Tanz Köln, Festspielhaus St. Pölten, Internationaal Theater Amsterdam und Centre National des Arts Ottawa.
BESETZUNG
Sidi Larbi Cherkaoui Choreografie, Amine Amharech Bühnenbild, Amine Bendriouich Kostüme, Fabiana Piccioli Licht, Jasser Haj Youssef Komposition, Jasser Haj Youssef Viola d’amour, Mohammed el Arabi Serghini Musiker:innen, Gesang, Manuel Renard, Pascal Marty Assistenz der Choreografie und Probenregie, Ballet du Grand Théâtre de Genève und Eastman Tanz
Rahmenprogramm
Shuttle-Bus Wien-St. Pölten-Wien
Einführung
Sie möchten mehr erfahren? Die Künstlerische Leiterin des Festspielhaus St. Pölten, Bettina Masuchgibt Ihnen im Kleinen Saal vor der Vorstellung spannende Einblicke in die Veranstaltung.Talk & Tapas
Tanz ist eine flüchtige Kunstform. Bei Wein und Häppchen halten wir im Gespräch fest, was wir gesehen haben. Treffpunkt: nach der Vorstellung im Kleinen Saal. Kostenlos, max. 10 Personen, Anmeldung: kulturvermittlung@festspielhaus.at.Abonnement
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