Im Walzer liegt der Takt
Wie Sharon Eyals S-E-D in „Delay the Sadness“ mit Schmerz und Erinnerung changiert.Die Choreografin Sharon Eyal begibt sich in „Delay the Sadness“ mit ihrer Tanzcompagnie S-E-D auf eine tänzerische Reise, die voller Emotionen ist und eindringlich auf das Publikum wirkt. Die von Josef Laimon elektronisch arrangierten Beats begleiten das Stück durchgehend. Fast schon klassische Walzerklänge geben zu Beginn den Takt vor und bilden mit den acht Tänzer:innen eine logische Einheit.
Das Bühnenbild besteht lediglich aus einer leeren Bühne, fokussiertem Licht sowie wechselnden Lichteffekten in Weiß. Die Tänzer:innen tragen Bodysuits in Hautfarbe, sodass sich die Monochromie fortsetzt. Auf das Notwendigste reduziert, entsteht so zusammen mit der leeren Bühne, dem Licht und dem Ton eine konzentrierte Atmosphäre, die sich auf das Wesentliche fokussiert. Auch die Geschlechterrollen lösen sich durch die hautfarbigen Bekleidungen der Tänzer:innen auf und schaffen eine Distanziertheit und den Verlust von Individualität.
Die Tänzer:innen trippeln auf halber Spitze: Sprünge und Drehungen erinnern an das klassische Ballett. Die gestreckten Körper, die Arme und Hände mit dem Zeigefinger nach oben wirken, als ob versucht wird Vergangenes einzuholen. Die meist im Duett tanzenden Tänzer:innen verstärken die Abhängigkeit von Halt und Struktur sowie menschlicher Nähe.
„Delay the Sadness“ ist ein Stück, das vom Kommen und Gehen von Menschen, aber auch von den damit verbundenen Erinnerungen und Traurigkeiten erzählt. Sharon Eyal widmete die Performance ihrer verstorbenen Mutter. Das Ergebnis ist eine sehr persönliche Arbeit, in der sie die damit verbundenen Emotionen verarbeitet.
Die zentrale Stärke des Stückes liegt in der tiefgründigen Auseinandersetzung mit Schmerz, Verlust sowie Zerbrechlichkeit. Etwas hinauszuzögern, sich Zeit zu nehmen, bis sich die Freude am Leben wieder einstellt, sind Themen, die auch verstärkt durch den Takt des Walzers in „Delay the Sadness“ zum Ausdruck kommen. Ein virtuoser Abend voller Energie und Sinnlichkeit.